Meine Schülerin erzählte mir neulich, dass ihre Mama ihr gesagt habe, sie solle lieber in Druckschrift schreiben. Dabei könne sie Schreibschrift und finde die sogar besser als Druckschrift. Was für ein kluges Mädchen. Ich bestärkte sie darin und versprach ihr, Ihrer Mama zu erklären, warum Schreibschrift besser als Druckschrift ist.
Warum die Handschrift viel besser ist als das Tippen
Der Trend geht leider dahin, dass die Handschrift immer mehr durch das Tippen ersetzt wird. Es gibt bereits Länder, die den Schülern freistellen, ob sie nur Tippen oder mit der Hand schreiben.
Studien ermittelten, dass Studenten sich viel mehr merkten, wenn sie in den Vorlesungen mit der Hand mitschrieben und nicht auf dem Laptop mittippten.
Wie kommt das? Das habe ich auf dem Kawa zusammengetragen.
1. Bewegung aktiviert das Gehirn – schreiben mit der Hand aktiviert viel mehr Hirnreale – ja mehr aktiviert sind, desto ganzheitlicher und kreativer denken wir.
2. Wir hören bewusster zu, müssen bereits das Wesentlich herausfiltern, denken also viel aktiver mit.
3. Wir können nicht so schnell schreiben wie tippen. Das Schreiben ist unserem Denkprozess angepasster.
4. Es erfolgt dadurch ein tieferes Eintauchen in das Thema.
5. Dadurch können wir uns bereits viel mehr Informationen merken.
Wenn wir eigene Texte schreiben, dann ist wieder das Schreiben an das Denken angepasst.
1. Wir formulieren Schritt für Schritt unsere Gedanken, können uns mehr Zeit nehmen, intensiver eintauchen in unsere Gedanken.
2. Was auch ganz wichtig ist, wir können dabei besser fühlen, erhalten den Zugang zu unseren Gefühlen.
Das ist übrigens fürs Lernen sehr wichtig – der Lernprozess ist immer auch ein emotionaler Prozesse. Fühlen wir uns gut, lernen wir leichter und besser.
Ich selber schreibe meine kreativen Geschichten – also über die Ziege, Schildi … immer erst per Hand nieder, mit Schreibschrift. Das geht mir da irgendwie viel besser von der Hand. Ich bin viel kreativer, wenn ich mit der Hand schreibe. Erst dann übertrage ich meine Geschichten auf den Computer.
Warum ich Schreibschrift befürworte?
Dass das Schreiben mit der Hand besser ist als das Tippen, dass bejahen inzwischen viele Menschen. Umstritten ist, welche Schrift die bessere ist – die Schreibschrift (richtige) oder die Druckschrift.
Das Erlernen der Schrift ist schwerer als das Erlernen der Sprache
Warum? Das hat mit der Werdung des Menschens zu tun. Die Sprache entwickelte sich bereits sehr viel früher – mindestens vor 50.000 – 100.000 Jahren.
Das Schreiben ist, evolutionär gesehen, ein Nebenprodukt unserer Motorik. Die ersten Schriftzeichen gab es erst seit 5.000 bis 6.000 Jahren. Auch die Einführung der Schulpflicht ist noch gar nicht so lange her. Vorher konnten nur wenige Menschen das Schreiben erlernen.
Das Schreiben ist ein Nebenprodukt der Motorik
Was viele ja gar nicht wissen, oder worüber sie sich nicht bewusst sind, ist der Fakt, dass wir ein motorisches Gedächtnis haben. Das nutzen insbesonder Sportler sehr intensiv – wenn sie bestimmte wichtige Bewegungen einüben müssen. Bewegung und Inhalt werden miteinander verbunden.
Uns hilft es, wenn wir beim Schreibenlernen zum Beispiel einen Buchstaben immer wieder in die Luft schreiben oder in den Sand…
Der Unterschied zwischen Druck- und Schreibschrift
Das ist ja wohl klar – die Schreibschrift bringt ganze Worte hervor, sie hat einen direkten Draht zum gesprochenem Wort als Ganzes. Wir schreiben im Austausch mit dem Sprachsystem. Hinzu kommt unser visuelles System, dass das Wort ebenso als ganzes Wort speichert. Jedes gesprochene Wort wird in eine feine, präzise Bewegung umgewandelt.
Und ich habe ja schon vom aktiven Gehirn geschrieben. Jedes Wort aktiviert beim Schreiben das Gehirn und hinterlässt dort eine ganze Spur – eine Erinnerungsspur.
Das kann die Druckschrift gar nicht bieten. Jeder Buchstabe wird einzeln geschrieben, also einzeln gesehen und gespeichert.
Wenn wir die vielen Kinder sehen, die oft b und d verwechseln. Das ist bei der Schreibschrift oft gar nicht mehr so, da sich in der Schreibschrift die Buchstaben wesentlich unterscheiden.
Warum es heute für viele so schwer ist, die Schreibschrift zu erlernen?
1. Das Umlernen ist generell schwerer als das Neulernen.
Das wissen wir inzwischen sehr gut!
2. Die Kinder müssen erst die Druckschrift erlernen. Wenn wir jetzt an den ersten Punkt denken – wird da nicht der Fehler klar?
Der Fehler liegt im System. Das muss wieder geändert werden.
Was haben Sie schon einmal gelernt und mussten es dann umlernen? Wie schwer war das und wie lange hat es gedauert? Wie viel Übung war notwendig?
Wenn die Kinder gerade mühsam die Druckschrift erlernt haben, dann müssen sie plötzlich eine ganz andere Schrift erlernen. Das motorische Gedächtnis hat sich alle Buchstaben eckig gemerkt, einzeln, unverbunden. Nun müssen die Kinder alles umlernen. Das ist ein sehr schwieriger Prozess.
Dazu kommt, dass sich viele Kinder so sehr auf das Schreiben der Buchstaben konzentrierern müssen, dass die Rechtschreibung aus diesem Grunde sehr stark leiden kann. Das kennen wir – Multitasking funktioniert nicht. Aber das wird hier verlangt.
Noch ein paar Vorteile der Schreibschrift?
Dadurch, dass alle Buchstaben mitander verbunden sind, schreiben geübte Schreiber schneller.
Wer Schreibschrift beherrscht, kann andere Schreibschriften lesen. Wer soll in ein paar Jahren noch die geschrieben Briefe, Aufsätze lesen können?
Die eigene Unterschrift ist nur als Schreibschrift persönlich, unverwechselbar. Darüber sollten wir unbedingt nachdenken.
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